Am Anfang der achtziger Jahre, als ich noch in Temeswar lebte, las ich Buch um Buch. Der Sozialismus ließ einem Zeit zum Lesen, er hatte nicht viel zu bieten, was einen davon abhalten konnte. Gleichzeitig hütete er die Realität, die er verwaltete, mit Argusaugen vor deren künstlerischer Bearbeitung, aber er war klar in der Defensive.
Ich versuchte, wie viele andere damals, dieser Realität durch die Hintertür beizukommen, an den Kontrollen vorbei, und zwar mit den Finten, die einem die Literatur bot, wenn man was davon verstand. Daneben las ich, was andere schrieben, folgte den Techniken der Kollegen, mit denen sie die Poesie an den Zollstellen der Zensur vorbei schmuggelten, ohne sie zum Instrument verkommen zu lassen.
Ich las mit großem Interesse, was die jungen rumänischen Kollegen der Generation 80 schrieben, beobachtete ihre Versuche, das Problem in den Griff zu kriegen. So las ich „Acte originale. Copii legalizate“, ein Titel, der aus der Grobheit des Alltags kam und gleichzeitig voller Anspielungen und Andeutungen steckte.
Seinem Autor, Gheorghe Craciun, bin ich nicht oft begegnet. Zuletzt sprachen wir 1998 länger miteinander, anlässlich einer Veranstaltung in der Berliner Literaturwerkstatt. Neue rumänische Literatur wurde dort vorgestellt, darunter auch sein Roman „Die Schöne ohne Körper“ (Frumoasa fara corp).
Es war ein eher gespenstischer Ort. Die Literaturwerkstatt - eine Neugründung der Wendezeit - residierte mitten im Nomenklaturaviertel der fünfziger Jahre, im Ostberliner Stadtteil Pankow. Die Seltsamkeiten jenes Wohnareals waren acht Jahre nach der Wende noch nicht verschwunden.
Es war die Zeit ganz neuer Aufgaben für die Generation 80 in Rumänien. Ihre Autoren, die zu den am wenigsten kompromittierten gehörten, hatten plötzlich vielfältige Rollen auszufüllen. Im Kulturbetrieb, in der Medienöffentlichkeit